Unleash the creative human power

Kategorie: Intelligenz

New Work <-> New Brain

New Work New Brain

Warum hat es so lang gedauert, bis hierarchische Strukturen im Management in Frage gestellt wurden und sich die agile Arbeitsweise durchzusetzen begann? Die Begründung liegt verborgen in der Art, wie sich das Denken in den letzten Dekaden verändert hat. New Work New Brain.

Der Anteil der Hochschulabsolventen in Deutschland hat sich in den letzten 40 Jahren verdoppelt. In den meisten Berufen sind die Qualifikationsanforderungen gestiegen, neue anspruchsvolle Berufe sind entstanden. Auch der Alltag ist durchdrungen mit anspruchsvollen Technologien und komplexen Wirkungsketten. Schon wie zu Beginn der „industriellen Revolution“ in Deutschland vor gut 200 Jahren steigt der industrielle und gesellschaftliche Druck zu mehr Bildung, das bedeutet heute aber zu mehr hoch qualifizierten Abschlüssen wie z.B. akademische Grade.

New Work

Der Begriff „New Work“  steht für Selbstständigkeit, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit bei der Verrichtung von Arbeit. Er wurde seit seinem Erscheinen in den frühen 80ern weiterentwickelt und unterstützt von diversen Forschungen über menschliches Verhalten. Daraus entwickelten sich wie unter anderem in der Selbstbestimmungstheorie gezeigt, die psychologischen Grundbedürfnisse der Motivation wie soziale Eingebundenheit (Zugehörigkeit, Sicherheit), Autonomie und Zweckbestimmung und aufgrund der heutigen Aufgabenkomplexität auch Kompetenz.

beachwork

Die Motivation ist der Schlüssel für hoch produktive, agile Teams. Nur lässt sich der Zustand des Hyperfokus, Schaffensrausch oder auch „Flow“ erreichen. Diesen positiv empfundenen mentalen Zustand der Konzentration lässt eine Person vollständig in einer Aufgabe aufgehen.

Damit Menschen im beruflichen Umfeld in einen Flow-ähnlichen Zustand kommen und zielgerichtete Ergebnisse liefern können, kommt Selbstverantwortung ins Spiel.

New Brain

Was bringt eine Gruppe von Menschen dazu, selbstorganisiert und intrinsisch motiviert ein Projekt für ein Unternehmen durchzuführen und schließlich zu einem positiven Ergebnis zu bringen? Jeder Einzelne benötigt ein hohes Maß an Sachverstand, Kommunikationsfähigkeit, Selbstkontrolle und muss in der Lage sein, Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen.

Was hat das nun mit Denken zu tun? Für Selbstkontrolle und emotionaler Kontrolle ist der bewusste Teil unseres Gehirnes zuständig. Der liegt im vorderen Teil unseres Neokortex, im Stirnlappen oder auch präfrontalen Kortex genannt. Hier werden uns unsere unbewusst entstehenden Gedanken bewusst und wir können sie bewerten, umdeuten oder verwerfen. Genau wie bei unserer Muskulatur gilt: je besser trainiert unser Gehirn ist (Anzahl der Neuronen, der Verbindungen zwischen den Neuronen und der Astrozyten) umso besser können wir uns kontrollieren.

New Work New Brain

Auch die Verantwortungsfähigkeit hängt von der Fitness unseres Gehirns ab. Beginnen wir mit der Qualität einer einzelnen Entscheidung. Sie ist abhängig von der zur Verfügung stehenden selbstbestimmten Zeit (je länger man über etwas nachdenken kann umso besser) und den bisherigen Erfahrungen inklusive unseres Wissens zu dem Entscheidungsthema (je mehr Erfahrung und Wissen umso besser).

Handlungsaktivitäten sind nur eine Reihe von Einzelentscheidungen, die in einem kausalen Zusammenhang stehen und zu einer Aktion führen. Deren Qualität ergibt sich vorwiegend aus der Summe der Qualitäten der dazu erforderlichen Entscheidungen.

Und schließlich entspricht die Summe der Qualitäten einzelner Handlungen der Verantwortungsqualität.

Selbstkontrolle und Verantwortungsfähigkeit hängen also direkt von der Fitness unsers Gehirns ab. Die Dosis und die Art von Bildung in Form von aktivem Wissenszuwachs kann man sich vorstellen als die Größe der Hantel, mit der man trainiert.

Konklusion: New Work New Brain

Mehr intensive Lernaktivitäten führen zu mehr kognitiver Fitness. Mit zunehmender Intelligenz von Mitarbeitern „New Brain“ steigt die Notwendigkeit, die freiheitlichen Arbeitsbedingungen von „New Work“ zu etablieren. Damit sind wir auf dem Weg, das Menschen wieder zufriedener mit und bei ihren Tätigkeiten werden und hin und wieder auch in den „Flow“ kommen. Das steigert die Kreativität und Produktivität.

Rückgang der Wissbegier?

Inhaltsbedingt philosophieren wir manchmal innerhalb meiner Vorlesung über ein vorher festgelegtes und vorbereitetes kontroverses Thema. Über eine längere Zeit den Argumenten der Teilnehmer zu folgen ist ein hoher Anspruch an die Konzentration, besonders weil die eigene Sichtweise jeweils an das hinzugewonnene Wissen angepasst werden muss.

Über die Jahre ist die Anzahl der Studenten, die sich aktiv beteiligen, ständig gesunken. Viele der Unbeteiligten sahen überhaupt keinen Sinn darin, ein Thema so intensiv zu durchleuchten. Dagegen wünschten sich die Aktiven viel mehr solcher Diskurse.

Woher kommt dieser große Unterschied, warum sind heute viele Erwachsene nicht mehr wissbegierig?

Aus zahlreichen Studien geht hervor, dass wissbegierige Menschen intelligenter, kreativer bei Problemlösungen, selbstständiger, stresstoleranter, offener für neue Ideen sind und bereit, Verantwortung zu übernehmen. Klingt das nicht genau nach den Eigenschaften eines Mitarbeiters, die wir für die digitale Transformation dringend benötigen? Was läuft falsch in unserer Gesellschaft, dass genau diese Attribute eher unterdrückt anstatt gefördert werden? Diese Frage haben sich auch Arbeitgeber gestellt. Aufgrund einer großen Studie mit interessanten Ergebnissen findet die Nachfrage nach Wissbegier jetzt zunehmend Einzug ins Recruiting. 

Library

Was ist Neugierde?

Neugierde ist ein evolutionärer Bestandteil des menschlichen Gehirns. Sie ist schon bei der Geburt vorhanden und ist die wichtigste Grundlage der Motivation (William McDougall). Mit zunehmenden Erfahrungen und Wissen sollte sich die emotional getragene Neugier in die etwas sachlichere Wissbegier wandeln und bis zum Lebensende erhalten bleiben. Eine Verminderung ist nicht unbedingt vorgesehen. Warum bleibt sie in unserer Gesellschaft trotzdem auf der Strecke?

Für die Intelligenz des Menschen ist die Anzahl an Neuronen und die Dichte der Verbindungen dazwischen entscheidend. Die uns innewohnende Neugier treibt dieses Wachstum voran und ist der Impuls für ständiges Lernen und Forschen.

Ein Kind ist von Geburt an ein „systematischer Philosoph“. Es versucht die Dinge um sich herum zu hinterfragen und zu verstehen und bildet so ein Modell der Realität in seinem Neokortex. Philosophieren ist in diesen Lebensjahren essentiell, sie dient der Verfeinerung des Realitätsmodells, dem Wissensaufbau und der Erhaltung der Neugier. Dadurch kann es zunehmend besser mit seiner Umgebung interagieren, lernt seine Emotionen zu kontrollieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Wissensaufbau

Was reduziert Wissbegier?

Die Suche nach Gründen für das Nachlassen der Wissbegier beginnt bei der kindlichen Entwicklung. Man stolpert dabei immer wieder über die unterschiedlichen Argumente der folgenden, sicher nicht erschöpfende Liste:

  • Fehlende Wertschätzung durch die Bezugspersonen.
  • Unbegründetes emotionales Verhalten der Bezugspersonen.
  • Wenig frei verfügbare Zeit zum freien Spielen.
  • Monotones Umfeld, wenig Anreize zum Entdecken.
  • Interaktion mit der Umgebung ist nur sehr eingeschränkt.
  • Fehlende Ruhe, z.B. durch ständiges „Helikoptern“ von Bezugspersonen.
  • Keine Unterstützung durch die Bezugspersonen.
  • Zu frühe Sozialisierung mit fremden Kindern, besonders in inhomogenen Spielgruppen.
  • Neugier aberziehen, als unhöflich, unerwünscht brandmarken.
  • Religiöse Austreibungsriten.
  • Bezugspersonen versuchen Kinder zu erziehen, anstatt ihnen als Coach zur Seite zu stehen.
  • Lieblosigkeit, bzw. keine soziale Eingebundenheit. Dadurch fehlende sichere Beziehung, Bindung zu einer Bezugsperson, mündet in Aufkommen von Angst.
  • Fehlende Selbstbestimmung, Autonomie.
  • Stress, sollte eigentlich durch Bezugspersonen abgebaut werden wird aber oft eher aufgebaut.
  • Aufräumen ist Gift für die Fantasie, Spielsituationen sollten erhalten bleiben können.

hör nicht auf zu lernen

Wissbegier macht wettbewerbsfähig

Wie aus der Liste zu erkennen, kommt es vorwiegend auf das Verhalten der Eltern oder der Bezugspersonen an. Sie waren auch einmal Kinder, aber wenn sie bildungsfern aufgewachsen und geblieben sind, werden sie die Fehler ihrer Eltern weitestgehend wiederholen.

Das öffentliche Bildungssystem ist immer noch ausgelegt für den Aufbau von Ressourcen, die sich einfach in eine volkswirtschaftliche Maschinerie integrieren lassen.

Auch die Arbeitgeber waren lange Zeit nur an produktiven Arbeitseinheiten interessiert. Das klassische Arbeitgeber-Arbeitnehmersystem nach dem militärischen Paradigma „Befehl und Gehorchen“ bevorzugt Mitarbeiter mit wenig Widerspruch – Wissbegier galt als toxisch!

Mittlerweile hat es sich aber herumgesprochen, dass eine moderne Gesellschaft nur durch ein hohes Maß an Wissen und Kreativität wettbewerbsfähig, stabil und lebenswert gehalten werden kann.

Die politischen Systeme sind nicht für nachhaltige Konzepte und grundlegende Änderungen ausgelegt, deshalb werden die notwendigen Schritte wahrscheinlich wieder einmal von starken Interessensgruppen aus der Gesellschaft oder der Industrie vorangetrieben werden.

Führungskräfte schaden!

Team

Im Zusammenhang mit der Auslagerung eines Innovation-Labs gab es erneut die Diskussion, ob man nicht doch besser eine Leitungsfunktion für diese wichtige Projektgruppe etablieren sollte. Obwohl es mittlerweile üblich ist, das sich hoch qualifizierte, innovative Gruppen selbst organisieren, stellen sich intuitiv immer noch Zweifel ein.

Um zu verstehen, warum einzelne Führungspersonen eher dazu tendieren, Mitarbeitern und Unternehmen zu schaden, lohnt es sich den Blickwinkel auf uns Menschen zu erweitern.

Entscheidungen

Das Denken des Homo-Sapiens ist leider nicht so weise und vernünftig wie er es selbst gerne sieht. Davon können Psychologen zur Genüge berichten, die sich mit kognitiven Verzerrungen beschäftigen.

Die Spezies Mensch befindet sich mitten in der evolutionären Entwicklung ihres Gehirns, nicht am Ende. Es gab sogar Zeiten, da hatten wir ein größeres Hirnvolumen, doch heute müssen wir uns mit dem zufrieden geben, was uns unsere Vorfahren vererbt haben.

Wir werden zum größten Teil von unserem Unterbewusstsein gesteuert, bewerten Entscheidungsgrundlagen emotional verzerrt und haben keinen eigenen Willen. Es besteht lediglich die Möglichkeit die vom Unterbewusstsein erzeugten Gedanken zu kontrollieren oder zu steuern. Diese Fähigkeit korreliert jedoch mit dem Trainingszustand des Gehirns.

Mit so vielen Defiziten belastet, sind wir mehr schlecht als recht in der Lage unsere persönlichen Entscheidungen zu fällen. Aber auch hier versagen wir klärglich, wenn die Rahmenbedingungen zu komplex werden. Unser Unterbewusstsein ist jedoch sehr gut darin, schlechte Entscheidungen schön zu reden, deshalb bemerken wir nur selten unser Dilemma.

In der Gruppe stark

Unter bestimmten Umständen ist die Entscheidungsfähigkeit einer Gruppe deutlich besser als die von Einzelnen. Werfen wir einen Blick auf die Voraussetzungen, die ein Team benötigt, um gut zu funktionieren.

Seit Erscheinen der Selbstbestimmungstheorie wurde sie durch viele weitere Studien bestätigt. Menschen können hoch produktiv zusammenarbeiten wenn sie als Gruppe vollständig autonom handeln dürfen, eine hohe Kompetenz (Wissen, Fähigkeiten) besitzen und wertgeschätzt werden. Zusätzlich benötigen sie noch einen Zweck oder ein Ziel mit der Bereitschaft, es gerne zu verfolgen. Das nennt man intrinsisch motiviert, die Zutaten um in einen Flow zu kommen.

In vielen Unternehmen agieren Personen auf ähnlichem akademischen Level, lediglich die Fachrichtungen unterscheiden sich. Viele der heute benutzten Verfahren zur Rekrutierung von hoch qualifizierten Kräften haben sich als wenig nützlich erwiesen. Persönliche Interviews sind besonders schädlich, wie u.a. in Kahneman’s Buch „Thinking, fast and slow“ nachzulesen. Eine Auswahl wird häufig ungewollt durch Seilschaften oder einem Sympathiefaktor getroffen, nicht durch objektive Qualifikation (the B’s rules the A’s). Langjährige Erfahrung auf einem Gebiet blockiert innovatives Denken und kann aufgrund der kurzen Halbwertzeiten von Fachwissen eher ein Nachteil sein.

Einzelpersonen können sich nicht vollständig von ihren Eigeninteressen befreien und sind unbewusst Spielball ihrer persönlichen emotionalen Umstände. Ihre Entscheidungen leiden viel zu häufig unter Einseitigkeit, Kurzsichtigkeit und Egoismus. Gerade in Bezug auf Mitarbeiter oder Vorgesetzte sind sie selten unvoreingenommen. Sie übernehmen auch nicht wirklich Verantwortung, sonst müssten sie bei schuldhaftem Verhalten ihr verdientes Geld zurück zahlen. 

Dagegen werden in einer interdisziplinären Gruppe vor einem Konsens deutlich mehr Rahmenbedingungen durchleuchtet und persönliche Emotionen Emotionen sowie kognitive Verzerrungen weitestgehend kompensiert oder sogar neutralisiert. Eine besonders positive Rolle spielt dabei der Interessensausgleich durch unterschiedliche Gender, verschiedene Arten von Leistungsträgern (B’s equal to A’s) bzw. Erfahrungslevel oder andere Kulturen.

Menschen sind bei Gruppenentscheidungen grundsätzlich weniger egoistisch.  

Ideale Welt

Beautiful World

Stellen wir uns eine Welt vor, in der jeder Mensch über tiefe naturwissenschaftliche und technische Kenntnisse verfügt: von der genauen Funktionsweise der Proteinfabriken in biologischen Zellen über die Fähigkeit elektromagnetische Felder mit Hilfe der Quantenelektrodynamik zu berechnen bis hin zum Vorhersagen von Materialien des Periodensystems der Elemente nur aus der Masse einer Supernova sowie identifizieren der Komponenten eines Quantencomputers oder Entwickeln eines Reinforcement-Learning-Algorithmus für eine bestimmte Aufgabe.

Aufgrund der außergewöhnlichen Fitness seines Bewusstseins wird dieser Homo-Fictus in der Lage sein, seine Emotionen zu kontrollieren und seine biologisch gegebenen Denkschwächen durch eigenes Reflektieren und mit Hilfe von Werkzeugen zu kompensieren.

Diese Welt lebt in Einklang mit der Natur, sie ist frei von großen gesellschaftlichen Unterschieden und frei von aggressiven Auseinandersetzungen.

Diese Welt wird gänzlich ohne Führungskräfte auskommen!

 

Denken lernen

Thinking

Vor wenigen Jahren bekamen wir einen Auftrag für eine hoch komplexe technische Software. Wie üblich werden für solche mehrjährigen Projekte unterschiedliche Experten angeheuert. Sie sollten idealerweise als Team zusammen wachsen und sich schrittweise einem zufriedenstellenden Ergebnis nähern.

Wir hatten das Glück, Menschen zu rekrutieren, die aus unterschiedlichen Kulturen (Asien, Afrika, Europa) stammten, sehr unterschiedliche Charaktere und Fähigkeiten besaßen aber auch unterschiedliche Geschlechter hatten. Vorab sei verraten, dass sowohl die Projektarbeit hoch produktiv war als auch das spätere Produkt ein großer Erfolg wurde. Wie kann es gelingen, bei einer so bunt gemischten Gruppe die Potentiale der Einzelnen zu entfalten und ein herausragendes, gemeinsames Ziel zu erreichen?

Eine Anzahl von Personen, die zum ersten Mal aufeinander trifft, benötigt etwas Zeit, um sich kennen zu lernen, sich auf die unterschiedlichen Charaktere einzustellen. Wir benutzen dafür gewöhnlich die Zielsetzung des Projektes. Jedes Team-Member skizziert zunächst schriftlich auf mehreren Moderationskarten, wie die Zielsetzung verstanden wurde und welche Vorgehensweise zur Realisierung für sinnvoll gehalten wird. Die Ergebnisse werden der Reihe nach vorgestellt und sichtbar aufgehängt. Vielleicht lassen sich Themen strukturieren oder zusammenfassen, dazu können die Karten einfach umgehängt werden. Die entstandene visuelle Konstruktion ist dann die Grundlage für eine erste lockere Diskussion. Die Art und Weise, wie bei der Diskussion miteinander umgegangen wird, lässt Rückschlüsse zu auf Unterschiede in Wahrnehmung, Denken oder Kommunikation.

Deshalb versuchen wir die Kenntnisse darüber anzugleichen, bevor wir mit der eigentlichen Aufgabe beginnen. Das hat sich bei vorhergehenden Projekten als sehr hilfreich erwiesen. Wer verstanden hat, wie verzerrt wir Menschen die Realität mit unserem Denkapparat wahrnehmen, kann schnell lernen sich auf die erstaunlich nützlichen Funktionalitäten zu konzentrieren. Denn ein Projektergebnis entsteht immer aus den Denkleistungen von mehreren Personen, es geht darum das maximale kognitive Potential aller Beteiligten freizusetzen!

Wahrnehmen

Wahrnehmung

Im ersten Schritt ist es wichtig, die eigene Wahrnehmung zu verstehen. Darauf baut unsere gesamte Erfahrung auf und beeinflusst jede Entscheidung. Bei der Projektarbeit versuchen wir, die Wahrnehmung jedes Einzelnen zu erweitern. Wenn man sich seiner Sinne mehr bewusst wird und versucht seine Aufmerksamkeit zu erweitern, öffnet man sein persönliches „Modell der Realität“ für neue Eindrücke und Gedanken.

Wie Studien z.B. von Carol Dweck gezeigt haben, sind innovative Ideen nur mit einer offenen Einstellung, einem „Open Mind“ oder „Growth Mind-Set“ möglich!

Hinweis: Wenn die Brauchbarkeit des Modells in unserem Kopf von den hineingestopften sensorischen Informationen abhängig ist, lässt sie sich mit Praktizieren von Mental-Hygiene verbessern. Man lernt emotionale Nachrichten zu unterdrücken und nützliches Wissen anzureichern.

Wie funktioniert Denken

Denken

In unserem Leben dreht sich alles um die Art wie wir denken. Zuständig dafür ist unser Gehirn, das Organ mit dem größten Energiebedarf. Es bestimmt, wer man ist.

Obwohl sich das Gehirn mit jeder neuen Information verändert, vermittelt es den Anschein, man hätte ein dauerhaftes „Ich“, eine Persönlichkeit.

Das menschliche Gehirn ist das Komplexeste was wir in unserem gesamten Universum kennen, deshalb ist es so einzigartig und so wichtig.

Alle Erfahrungen, die man von seiner Geburt bis heute über seine Sinne wie Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten erlebt hat, bilden ein einzigartiges Geflecht von Speicherstellen und Verbindungen. Für einen kombinierten Sinneseindruck gilt: je höher der emotionale Reiz oder die Ähnlichkeit und Aktualität zu vorangegangenen Informationen, umso mehr werden die Verbindungswege zwischen den Neuronen verstärkt und die Schwellenwerte der Neuronen verfeinert.

Die elektrischen Impulse unserer einzelnen Sinne gelangen zunächst in dafür spezialisierte Areale des Gehirns und werden dort bewertet. Der größte Teil der Informationen wird als nicht relevant herausgefiltert, der Rest wird vor verarbeitet und weitergeleitet. Sie werden mit dem bereits vorhandenen Modell der Realität verglichen, emotional gewichtet und zu einem Gesamtbild zusammengefügt.

Mit diesen Erkenntnissen versucht unser Gehirn jeweils den nächsten Augenblick vorherzusagen. Das Modell der eigenen Realität besteht vorwiegend aus Objekten bzw. Subjekten und Beziehungen zwischen ihnen. Sie sind aus evolutionären Gründen so gewichtet, dass sie uns das Überleben sichern. Das alles läuft meistens unbewusst ab, doch hin und wieder wird uns diese simulierte Zukunft bewusst.

Unsere mentalen Prozesse bestehen aus Wahrnehmung, Gedächtnis und Emotionen, die sich permanent gegenseitig beeinflussen. Daraus entsteht im Laufe des Lebens eine ganz individuelle Vorstellung der Realität, eine Art Modell auch von sich selbst.

Unterbewusstsein

UnterbewusstseinDer überwiegende Teil des täglichen Denkens ist stark verzerrt und findet unbewusst aber sehr schnell und energiesparend statt. Synchron feuernde Netze bahnen sich blitzschnell ihren Weg, daraus besteht etwa 90% des Gehirns. Auch alle Impulse, die ins Bewusstsein gelangen, stammen zunächst aus dem Unterbewusstsein. Aufgrund der starken emotionalen Beeinflussung wird es als „Hot System“ bezeichnet und Daniel Kahneman nennt es System 1.

Das was uns zuerst im Kopf herumgeht, entspringt unserer kleinen emotional gewichteten Erfahrungswelt und stimmt nur in sehr kleinen Teilen mit einer neutralen Realität überein. In der frühen Geschichte unserer Vorfahren funktionierte es ganz gut, um sich vor Raubtieren zu schützen oder Nahrung zu suchen. In der heutigen, komplexen Welt ist das „Hot-System“ für aufwendigere Entscheidungen ein äußerst schlechter Ratgeber.

Bewusstsein

BewusstseinSinneswahrnehmungen oder unbewusste Denkimpulse, die nicht herausgefiltert wurden und nicht schon unbewusst zu einer Reaktion des Körpers geführt haben, landen für gewöhnlich im präfrontalen Kortex. In diesem Bereich des Gehirns entsteht Bewusstsein. Hier finden Vergleichs- Berechnungs- und Bewertungsleistungen, situationsangemessene Handlungssteuerung oder Regulation emotionaler Prozesse statt. Aufgrund der rationalen Arbeitsweise wird es als „Cool System“ bezeichnet und Daniel Kahneman nennt es System 2.

Für diese Leistungen sind viele iterative Prozesse notwendig, die viel Zeit und deutlich mehr Energie benötigen, als das Unterbewusstsein. Die Nutzung kostet immer eine Anstrengung. Doch bei gutem Training dieses Bereiches und ausreichendem Grundwissen bekommt man dafür aber eine deutlich bessere Entscheidungsqualität, besonders bei komplizierten Problemen.

Eigener Wille

In unzähligen Experimenten wurde gezeigt, dass wir der Illusion eines freien Willens unterliegen. Spontane Ideen oder emotionale Reaktionen entstehen völlig unbewusst. Doch mit Hilfe eines trainierten Bewusstseins, dem System 2, haben wir durchaus die Möglichkeit, diese unbewussten Impulse zu kontrollieren.

Der moderne Mensch

modern humanWir sind noch nicht der moderne Mensch, den uns unser Bewusstsein glauben lässt, wir sind nicht mal nah dran. Doch wir haben aufgrund der unglaublichen Plastizität unseres Gehirns das Potential dazu. Vielleicht gelingt es uns in der Zukunft es ausschöpfen?

Was nutzt das Wissen über unsere Gedanken?

Fragt man einen Leistungssportler, wie er es schafft, sich ständig zu verbessern, so lautet die Antwort: länger und gezielter trainieren! Das überrascht wenig. Fragt man jedoch einen intellektuellen Menschen, wie er es schafft, sein Leben ständig zu verbessern, so erscheint die Antwort für viele unerwartet: länger, gezielter lernen! Lernen ist die Aufnahme von Wissen durch Verknüpfung von Neuem mit Bestehendem. Daraus entwickelt sich das Verstehen. Wer viel versteht, trifft gute Entscheidungen. Daraus wachsen erfolgreiche Handlungen, die schließlich die Übernahme von Verantwortung ermöglichen. Das „Cool System“ lässt sich durch Aufnahme von Wissen trainieren wie eine Muskel.

Wer damit begonnen hat sein Bewusstsein zu schärfen, kann sein emotional verzerrtes Unterbewusstsein besser kontrollieren. Das steigert bei der Projektarbeit die Qualität des Zuhörens und fachlicher Äußerungen.

In diese Richtung geschulte, selbst organisierte Teams setzen üblicherweise Entscheidungswerkzeuge ein, um Verzerrungen weitestgehend zu neutralisieren. Sie dokumentieren Sachverhalte, die im Konsens festgelegt wurden. Daraus entsteht ein nachvollziehbarer Projektverlauf der jederzeit von allen Stakeholdern eingesehen werden kann. 

Geheimnisvolle Imagination

Imagination

Eine unserer ganz besonderen, außergewöhnlichen Fähigkeit ist die Vorstellungskraft, die Imagination. Wir können uns Bilder im Kopf vorstellen, die sich wie reale Erfahrungen anfühlen. Sie sind genauso in der Lage unser Gehirn zu beeinflussen und zu formen wie ein wirkliches Erlebnis. Auf diese Weise können wir uns unsere Erinnerungen selbst schaffen oder bestehende Erinnerungen verändern. Schlechte Erfahrungen können so in positive Herausforderungen gewandelt werden.

Was uns widerfährt ist nicht von Belang. Für unser Handeln, Entscheiden und unsere Reaktionen zählt nur welche Bedeutung wir den Ereignissen zuschreiben. Durch Willenskraft können wir die Bedeutung in jedem Augenblick selbst bestimmen. Doch das wirklich Erstaunliche ist die Fähigkeit mit Hilfe von Imagination die Bedeutung von Erinnerungen auch im Nachhinein noch ändern zu können. Wir können unsere eigene Geschichte umprogrammieren, denn die Qualität unserer Geschichte bestimmt den Wert unserer Zukunft.

Die Detaillierungsfähigkeit der Visionen kann durch ein gut ausgeprägtes Bewusstsein („Cool System“ oder System 2) gesteigert werden. Sie können so angelegt werden, dass sie im realen Leben zu positiven Effekten führen. Möchte man z.B. ein bestimmtes Ziel erreichen und ruft es sich immer wieder ins Bewusstsein, dann öffnet man automatisch sein Filtersystem für Informationen zu diesem Thema. Plötzlich erkennt man Möglichkeiten, die vorher schlicht nicht wahrnehmbar waren. Durch die neue Sensibilität entsteht eine Art Konzentration, ein Fokus in eine Richtung mit dem viele unnütze, vor allem emotionale Nachrichten an Bedeutung verlieren. Wir verändern damit die Prioritäten in unserem Unterbewusstsein und beeinflussen so auch unsere zukünftigen Entscheidungen. Jeder Entscheidungsprozess baut auf Erinnerungen, vergangene Erfahrungen und Verstehen auf. Dabei bedeutet „Verstehen“ die Anwendbarkeit von verankertem Wissen.

© 2024 Innovation Driver

Theme von Anders NorénHoch ↑