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Kategorie: Selbstbestimmtheit

New Work <-> New Brain

New Work New Brain

Warum hat es so lang gedauert, bis hierarchische Strukturen im Management in Frage gestellt wurden und sich die agile Arbeitsweise durchzusetzen begann? Die Begründung liegt verborgen in der Art, wie sich das Denken in den letzten Dekaden verändert hat. New Work New Brain.

Der Anteil der Hochschulabsolventen in Deutschland hat sich in den letzten 40 Jahren verdoppelt. In den meisten Berufen sind die Qualifikationsanforderungen gestiegen, neue anspruchsvolle Berufe sind entstanden. Auch der Alltag ist durchdrungen mit anspruchsvollen Technologien und komplexen Wirkungsketten. Schon wie zu Beginn der „industriellen Revolution“ in Deutschland vor gut 200 Jahren steigt der industrielle und gesellschaftliche Druck zu mehr Bildung, das bedeutet heute aber zu mehr hoch qualifizierten Abschlüssen wie z.B. akademische Grade.

New Work

Der Begriff „New Work“  steht für Selbstständigkeit, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit bei der Verrichtung von Arbeit. Er wurde seit seinem Erscheinen in den frühen 80ern weiterentwickelt und unterstützt von diversen Forschungen über menschliches Verhalten. Daraus entwickelten sich wie unter anderem in der Selbstbestimmungstheorie gezeigt, die psychologischen Grundbedürfnisse der Motivation wie soziale Eingebundenheit (Zugehörigkeit, Sicherheit), Autonomie und Zweckbestimmung und aufgrund der heutigen Aufgabenkomplexität auch Kompetenz.

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Die Motivation ist der Schlüssel für hoch produktive, agile Teams. Nur lässt sich der Zustand des Hyperfokus, Schaffensrausch oder auch „Flow“ erreichen. Diesen positiv empfundenen mentalen Zustand der Konzentration lässt eine Person vollständig in einer Aufgabe aufgehen.

Damit Menschen im beruflichen Umfeld in einen Flow-ähnlichen Zustand kommen und zielgerichtete Ergebnisse liefern können, kommt Selbstverantwortung ins Spiel.

New Brain

Was bringt eine Gruppe von Menschen dazu, selbstorganisiert und intrinsisch motiviert ein Projekt für ein Unternehmen durchzuführen und schließlich zu einem positiven Ergebnis zu bringen? Jeder Einzelne benötigt ein hohes Maß an Sachverstand, Kommunikationsfähigkeit, Selbstkontrolle und muss in der Lage sein, Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen.

Was hat das nun mit Denken zu tun? Für Selbstkontrolle und emotionaler Kontrolle ist der bewusste Teil unseres Gehirnes zuständig. Der liegt im vorderen Teil unseres Neokortex, im Stirnlappen oder auch präfrontalen Kortex genannt. Hier werden uns unsere unbewusst entstehenden Gedanken bewusst und wir können sie bewerten, umdeuten oder verwerfen. Genau wie bei unserer Muskulatur gilt: je besser trainiert unser Gehirn ist (Anzahl der Neuronen, der Verbindungen zwischen den Neuronen und der Astrozyten) umso besser können wir uns kontrollieren.

New Work New Brain

Auch die Verantwortungsfähigkeit hängt von der Fitness unseres Gehirns ab. Beginnen wir mit der Qualität einer einzelnen Entscheidung. Sie ist abhängig von der zur Verfügung stehenden selbstbestimmten Zeit (je länger man über etwas nachdenken kann umso besser) und den bisherigen Erfahrungen inklusive unseres Wissens zu dem Entscheidungsthema (je mehr Erfahrung und Wissen umso besser).

Handlungsaktivitäten sind nur eine Reihe von Einzelentscheidungen, die in einem kausalen Zusammenhang stehen und zu einer Aktion führen. Deren Qualität ergibt sich vorwiegend aus der Summe der Qualitäten der dazu erforderlichen Entscheidungen.

Und schließlich entspricht die Summe der Qualitäten einzelner Handlungen der Verantwortungsqualität.

Selbstkontrolle und Verantwortungsfähigkeit hängen also direkt von der Fitness unsers Gehirns ab. Die Dosis und die Art von Bildung in Form von aktivem Wissenszuwachs kann man sich vorstellen als die Größe der Hantel, mit der man trainiert.

Konklusion: New Work New Brain

Mehr intensive Lernaktivitäten führen zu mehr kognitiver Fitness. Mit zunehmender Intelligenz von Mitarbeitern „New Brain“ steigt die Notwendigkeit, die freiheitlichen Arbeitsbedingungen von „New Work“ zu etablieren. Damit sind wir auf dem Weg, das Menschen wieder zufriedener mit und bei ihren Tätigkeiten werden und hin und wieder auch in den „Flow“ kommen. Das steigert die Kreativität und Produktivität.

Rückgang der Wissbegier?

Inhaltsbedingt philosophieren wir manchmal innerhalb meiner Vorlesung über ein vorher festgelegtes und vorbereitetes kontroverses Thema. Über eine längere Zeit den Argumenten der Teilnehmer zu folgen ist ein hoher Anspruch an die Konzentration, besonders weil die eigene Sichtweise jeweils an das hinzugewonnene Wissen angepasst werden muss.

Über die Jahre ist die Anzahl der Studenten, die sich aktiv beteiligen, ständig gesunken. Viele der Unbeteiligten sahen überhaupt keinen Sinn darin, ein Thema so intensiv zu durchleuchten. Dagegen wünschten sich die Aktiven viel mehr solcher Diskurse.

Woher kommt dieser große Unterschied, warum sind heute viele Erwachsene nicht mehr wissbegierig?

Aus zahlreichen Studien geht hervor, dass wissbegierige Menschen intelligenter, kreativer bei Problemlösungen, selbstständiger, stresstoleranter, offener für neue Ideen sind und bereit, Verantwortung zu übernehmen. Klingt das nicht genau nach den Eigenschaften eines Mitarbeiters, die wir für die digitale Transformation dringend benötigen? Was läuft falsch in unserer Gesellschaft, dass genau diese Attribute eher unterdrückt anstatt gefördert werden? Diese Frage haben sich auch Arbeitgeber gestellt. Aufgrund einer großen Studie mit interessanten Ergebnissen findet die Nachfrage nach Wissbegier jetzt zunehmend Einzug ins Recruiting. 

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Was ist Neugierde?

Neugierde ist ein evolutionärer Bestandteil des menschlichen Gehirns. Sie ist schon bei der Geburt vorhanden und ist die wichtigste Grundlage der Motivation (William McDougall). Mit zunehmenden Erfahrungen und Wissen sollte sich die emotional getragene Neugier in die etwas sachlichere Wissbegier wandeln und bis zum Lebensende erhalten bleiben. Eine Verminderung ist nicht unbedingt vorgesehen. Warum bleibt sie in unserer Gesellschaft trotzdem auf der Strecke?

Für die Intelligenz des Menschen ist die Anzahl an Neuronen und die Dichte der Verbindungen dazwischen entscheidend. Die uns innewohnende Neugier treibt dieses Wachstum voran und ist der Impuls für ständiges Lernen und Forschen.

Ein Kind ist von Geburt an ein „systematischer Philosoph“. Es versucht die Dinge um sich herum zu hinterfragen und zu verstehen und bildet so ein Modell der Realität in seinem Neokortex. Philosophieren ist in diesen Lebensjahren essentiell, sie dient der Verfeinerung des Realitätsmodells, dem Wissensaufbau und der Erhaltung der Neugier. Dadurch kann es zunehmend besser mit seiner Umgebung interagieren, lernt seine Emotionen zu kontrollieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Wissensaufbau

Was reduziert Wissbegier?

Die Suche nach Gründen für das Nachlassen der Wissbegier beginnt bei der kindlichen Entwicklung. Man stolpert dabei immer wieder über die unterschiedlichen Argumente der folgenden, sicher nicht erschöpfende Liste:

  • Fehlende Wertschätzung durch die Bezugspersonen.
  • Unbegründetes emotionales Verhalten der Bezugspersonen.
  • Wenig frei verfügbare Zeit zum freien Spielen.
  • Monotones Umfeld, wenig Anreize zum Entdecken.
  • Interaktion mit der Umgebung ist nur sehr eingeschränkt.
  • Fehlende Ruhe, z.B. durch ständiges „Helikoptern“ von Bezugspersonen.
  • Keine Unterstützung durch die Bezugspersonen.
  • Zu frühe Sozialisierung mit fremden Kindern, besonders in inhomogenen Spielgruppen.
  • Neugier aberziehen, als unhöflich, unerwünscht brandmarken.
  • Religiöse Austreibungsriten.
  • Bezugspersonen versuchen Kinder zu erziehen, anstatt ihnen als Coach zur Seite zu stehen.
  • Lieblosigkeit, bzw. keine soziale Eingebundenheit. Dadurch fehlende sichere Beziehung, Bindung zu einer Bezugsperson, mündet in Aufkommen von Angst.
  • Fehlende Selbstbestimmung, Autonomie.
  • Stress, sollte eigentlich durch Bezugspersonen abgebaut werden wird aber oft eher aufgebaut.
  • Aufräumen ist Gift für die Fantasie, Spielsituationen sollten erhalten bleiben können.

hör nicht auf zu lernen

Wissbegier macht wettbewerbsfähig

Wie aus der Liste zu erkennen, kommt es vorwiegend auf das Verhalten der Eltern oder der Bezugspersonen an. Sie waren auch einmal Kinder, aber wenn sie bildungsfern aufgewachsen und geblieben sind, werden sie die Fehler ihrer Eltern weitestgehend wiederholen.

Das öffentliche Bildungssystem ist immer noch ausgelegt für den Aufbau von Ressourcen, die sich einfach in eine volkswirtschaftliche Maschinerie integrieren lassen.

Auch die Arbeitgeber waren lange Zeit nur an produktiven Arbeitseinheiten interessiert. Das klassische Arbeitgeber-Arbeitnehmersystem nach dem militärischen Paradigma „Befehl und Gehorchen“ bevorzugt Mitarbeiter mit wenig Widerspruch – Wissbegier galt als toxisch!

Mittlerweile hat es sich aber herumgesprochen, dass eine moderne Gesellschaft nur durch ein hohes Maß an Wissen und Kreativität wettbewerbsfähig, stabil und lebenswert gehalten werden kann.

Die politischen Systeme sind nicht für nachhaltige Konzepte und grundlegende Änderungen ausgelegt, deshalb werden die notwendigen Schritte wahrscheinlich wieder einmal von starken Interessensgruppen aus der Gesellschaft oder der Industrie vorangetrieben werden.

Verstehen für alle

Verstehen lernen für alle
Verstehen für alle

Stellen wir uns eine idealisierte Gesellschaft vor, in der nahezu alle erwachsenen Menschen ihre Lebenszeit autonom und eigenverantwortlich ausfüllen können. Sobald es das aktuelle Lebensgeschehen zulässt, beschäftigen sie sich mit motivierenden Aufgaben, die dem Wohle aller dienen.

Es gibt kaum Krankheiten, weil nur gesunde, nährstoffreiche Lebensmittel erzeugt und nachgefragt werden. Es gelangen keinerlei schadhafte Stoffe in die Umwelt, alle haben sauberes Wasser und atmen reine Luft. Menschen leben in komfortablen Domizilen aus biologischen Stoffen umgeben von Natur. Sie schaffen sich ein Heim in dem sie sich wohlfühlen.

Lärmbelästigungen z.B. durch Industrie und Transport sind auf ein Minimum reduziert, nächtliche Lichtquellen werden vermieden und Landwirtschaft wird in Symbiose zur Natur betrieben, deshalb haben sich die Bestände von Pflanzen, wilden Tieren und Insekten erholt.

Bürger gehen respektvoll, aufgeschlossen und vorurteilsfrei miteinander um, sie werden wertgeschätzt. Man sieht keine Probleme sondern nur Herausforderungen, die gemeinsam gelöst werden können.

Wie könnte sich eine Gesellschaft in diese Richtung entwickeln?

Voraussetzungen

Die Fertigkeiten und kognitiven Fähigkeiten von jedem Einzelnen sind das wichtigste Kapital jeder Gesellschaft. Das genannte Szenario ist abhängig von der Art, wie die Mitglieder einer Gesellschaft denken, wie sie komplizierte Zusammenhänge verstehen und bewerten können. Menschen, die verstehen, leben bewusster, gesünder, sind bereit mitzugestalten und lassen sich nicht leicht manipulieren.

Damit sich unsere kognitiven Fähigkeiten an den beschleunigten Wandel und die zunehmende Komplexität unseres Alltags anpassen können, wäre so etwas wie eine hoch individuelle, lebenslange Bildungsbegleitung notwendig.

Hier bietet sich eine moderne digitale Lösung an. Wenn so eine Anwendung sehr unterhaltsam gestaltet ist, macht es aufgrund ihrer spielerischen Form viel Spaß, sie regelmäßig zu benutzen. Das System darf nur belohnen, nicht bestrafen. Jeder kann unsere Welt in seinem eigenen Tempo erforschen und das zu Zeiten, die seinem persönlichen Lebensrhythmus entsprechen.

Die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Bereichen Lernpsychologie, Didaktik, Pädagogik, Soziologie, Neurologie und künstlicher Intelligenz werden schon längere Zeit in geldbringenden Systemen verarbeitet. Es wird immer wichtiger, sie konsequent und mutig in neue Bildungssysteme einfließen zu lassen. Weil wir alle davon profitieren sollten sie jedem zugänglich gemacht werden.

Beispiel: der Verstehens-Trainer

Aus digitalen Abenteuerspielen könnte eine mögliche Variante eines motivierenden technologischen Konzeptes abgeleitet werden.

WissenMan bewegt sich unter der Obhut eines persönlichen digitalen Begleiters mit Hilfe von Brillen der virtuellen oder erweiterten Realität (VR/AR) durch aufregende künstliche Welten. Durch Lösen von praktischen, alters- und leistungsgerechten Aufgaben innerhalb des Spieles dringt man in neue Bereiche vor und begeistert sich vielleicht auch für Neues. Wissen sammelt und vertieft man also ganz nebenbei.

Der digitale persönliche Coach gestaltet die zukünftigen Erlebniswelten und die Schwierigkeitsgrade angepasst an das Lernverhalten und die verstandenen Inhalte seines Schützlings.

Die angereicherten Kenntnisse könnten vielleicht als Qualifikation gesellschaftlich anerkannt werden.

Verstehen für alle

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von interessanten Lernspielen, die kostenpflichtig und deshalb auf Vermarktung ausgerichtet sind. Für die Vermittlung von speziellem Grundlagenwissen sind sie noch nicht geeignet.

Wenn das gesellschaftliche Ziel „gute Bildung für alle Bürger“ breite Zustimmung erfahren würde, könnten Ressourcen gebündelt werden.

Die Institution Schule würde mit zunehmender Unterstützung durch digitale individuelle Trainer eine völlig neue Bedeutung bekommen. Sie wäre ein Treffpunkt für Lernende aller Altersstufen. Es würden Einrichtungen wie Labore, Werk- oder Sportstätten zur Verfügung zu gestellt. Hier werden z.B. Arbeitsgemeinschaften, Sportveranstaltungen, philosophische Gesprächsrunden organisiert und durchgeführt. Es gäbe vielleicht zahlreiche ruhige Plätze, an die man sich mit seinem digitalen Coach zurückziehen kann.

Der Beruf des Lehrers würde deutlich abwechslungsreicher, aber auch anspruchsvoller. Er würde wieder einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft bekommen.

Schon heute setzen sich unzählige wissenschaftliche Institute, Vereine und Stiftungen für Bildungsförderung und Chancengleichheit ein. Wenn es gelänge alle Beteiligten für gemeinsame, konkrete technologische Umsetzungen zu gewinnen und die Kräfte zu bündeln, dann ließe sich in kleinen, realistischen Schritten ein kostenloser digitaler Wissenstrainer für alle bereitstellen.

Für unsere gemeinsame Zukunft wäre mehr öffentliche Wahrnehmung für so ein Vorhaben wünschenswert.

Körperliche Leistungsfähigkeit

Fitness

Unser Denkapparat ist von der störungsfreien Funktion des restlichen Körpers extrem abhängig. Weil das Gehirn das gesamte Leben steuert ist körperliche Fitness eine unmittelbare Voraussetzung für eine gute Denkleistung. Zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

Idealerweise wohnt man in einer grünen Umgebung mit sauerstoffreicher, reiner Luft, einem geringen Lärmpegel und einigermaßen dunklen Nächten. Um negativen Stress zu vermeiden, sollte man einer Beschäftigung nachgehen die motivierend ist und bei der man in den „Flow“ kommen kann. Dabei sollte zu erkennen sein, dass man etwas Nützliches für die Menschen erzeugt auf das man stolz sein kann.

Wer sich in diesem gesunden Lebenskontext bewegt sollte über eine ausreichende körperliche Fitness verfügen und dadurch zu einer guten Denkleistung finden.

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