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Kategorie: Wertschätzung

Milestones sind Gift!

Nach all den wissenschaftlichen Erkenntnissen und der schon lange anhaltenden Modewelle der Agilität gibt es immer noch Unternehmen, die komplexe Aufgaben auf akademischem Niveau mit Milestones oder Meilensteinen versehen.

agile Arbeitsweise

Mit einem Milestone wird ein Projektverlauf in vorher festgelegte, überprüfbare Teilziele aufgeteilt. Das bedeutet die gesamte Aufgabe muss vor Beginn genauestens geplant werden. So eine Planung würde einen Spezialisten mit tiefem Wissen über die Aufgabe und ihrer Rahmenbedingungen voraussetzen. Er müsste aber auch hochqualifiziert in der Technologie der Umsetzung sein. Jeder kleineste Schritt müsste vorhergesehen und geplant werden. Außerdem müsste er vorausahnen, wie der Auftraggeber seine Wünsche genau umgesetzt haben möchte. Es gibt nur sehr selten solche hoch kompetenten Mitarbeiter. Aber auch dann würde er idealerweise seine Planung an eine Maschine übergeben, die die einzelnen Entwicklungsstufen motorisch umsetzt.

Die Übertragung von determinierten Aufgaben an ein Team von intelligenten Menschen ist in der Vergangenheit üblicherweise gescheitert. Selbst bei einfachen Tätigkeiten ist man davon abgekommen, manche erinnern sich noch an den Begriff „Taylorismus“.

Motivation

Menschen entwickeln eine Eigendynamik und die ideale Vorgehensweise prägt sich erst im Verlauf der Produktentstehung heraus. Aus den vielen Forschungen wurde als bestes Arbeitsumfeld für geistige Tätigkeiten die eine hohe Kompetenz voraussetzen „soziale Eingebundenheit/Sicherheit“ und „Autonomie“ herausgearbeitet (z.B. Selbstbestimmungstheorie). Es entsteht Motivation und damit verbessert sich die Arbeitsqualität deutlich. Autonomie ist die freie Gestaltungsmöglichkeit von Zeit, Ort und Ressourcen.

Bei Vorgaben durch Milestones versucht das Team sie nur noch abzuarbeiten, unabhängig davon, ob dadurch die Qualität leidet oder die Aufgabe auf diesem Weg gar nicht zu lösen ist. Zwei Drittel der Projekt sind in den 90zigern Jahren daran gescheitert.

devops

Mir gefällt der Begriff agil nicht, weil er mittlerweile mit vielen falschen Vorstellungen verbunden ist. Es wäre besser es als „normal“ oder „menschengerecht“ zu bezeichnen.

Vertrauen

Als seinerzeit die IT als Erste die Umstellung von Wasserfallprojekten zu agiler Arbeitsweise vollzog, hatten die Auftraggeber zunächst Bedenken bezüglich der Qualität, Investitionssicherheit und Kostenkontrolle.

Das Geheimnis aber lag in dem Vertrauen, das durch autonome Arbeit aufgebaut werden konnte und das Konzept der zyklischen Arbeit. Nach jedem Intervall (zw. 2 u. 4 Wo.) kann der Auftraggeber den aktuellen Stand seines Produktes begutachten und bekommt eine lauffähig Fassung des aktuellen Programmstandes. So kann er unmittelbar die weitere Entwicklung beeinflussen oder wenn ihm der Fortschritt nicht ausreicht das Projekt auch jederzeit stoppen.

Auf der anderen Seite kann ein Team die notwendigen Ressourcen, Ort und Zeit frei auswählen, dadurch den effektivsten Weg einschlagen und bekommt in kurzen Abständen ein Feedback vom Kunden. Bei einer positiven Rückmeldungen wird das Selbstwertgefühl jedes Einzelnen gestärkt. Die bisherigen Methoden sind zwar noch nicht perfekt, haben aber die Erfolgsquote um ein Drittel erhöht und die Ergebnisqualitäten sind deutlich gestiegen.

Es bleibt noch zu erwähnen, dass die Änderung der Arbeitsbedingungen für komplexe geistige Arbeit auch die Umstellung von Werk- zu Dienstverträgen für freiberufliche, geistige Tätigkeiten zur Folge hatte.

Kreativitätsmethoden?

Pencil_team

In der Literatur findet man unzählige Kreativitätstechniken die als Heilsbringer zur Förderung von Innovationen beworben werden.

In den vergangenen Jahren habe ich den Einsatz dieser klassischen Methoden zurück gefahren, weil sich die Rahmenbedingungen von Innovations-Projekten verändert haben.

Man kann davon ausgehen, dass gute Ideen selten spontan entstehen, sondern sich erst entwickeln müssen. Damit Zielvorgaben schöpferisch oder gestalterisch erreicht werden können, ist eine Gruppe von offen denkenden Menschen mit Begabungen, Wissen und Fertigkeiten, idealerweise mit unterschiedlichen Spezialisierungen oder Fachgebieten, erforderlich.

In einem agilen Innovations-Team entsteht genügend Kreativität sowohl zur Ideenfindung als auch zur Strukturierung und Bewertung ihrer Lösungsalternativen.

Um die Wichtigkeit des Teams gegenüber den Kreativitätsmethoden aufzuzeigen, benutze ich eine sehr grobe Beschreibung des Innovations-Entstehungsprozess.

Teambildung

Hat man den Auswahlprozess der Mitarbeiter erfolgreich gemeistert gilt es intrinsische Motivation aufzubauen.

In meinem Projekt-Initiierungs-Workshop trifft das Team zum ersten Mal aufeinander. Bevor wir uns gegenseitig vorstellen wird kurz der Zielkorridor vorgestellt. Die Ziele sind natürlich vorher mit dem Auftraggeber abgestimmt und dokumentiert worden.

Anschließend begeben wir uns in die Natur und laufen ohne elektronische Geräte durch einen Park, Wald, an einem See entlang oder über Felder. Solange es sich gut unterhalten lässt, ist die Laufgeschwindigkeit angemessen. Zu langsames Laufen, Stehen oder Sitzen reduziert die Sauerstoffaufnahme. Geht man zu schnell, geht zu viel Energie für die Bewegung verloren (siehe Kahneman’s Anekdote über das Laufen über den Weinberg mit Twersky in „Think fast, think slow“). 

Jeder Teilnehmer bekommt die Aufgabe, sich die Namen der Anderen zu merken und etwas voneinander zu erfahren. Ein oder zwei Stunden wird auf diese Art unbeschwert über beliebige Themen miteinander diskutiert.

Im Anschluss daran teilen wir uns aufgrund der Tischsituation in einem Café oder Restaurant in kleine Gruppen auf. Die Diskussionen gehen bei einer Erfrischung oder Imbiss weiter.

Analyse

Nach einer Pause begeben wir uns wieder in das Meeting und bilden Gruppen, meist finden die Personen der Tische im Café wieder zusammen. Sie beschäftigen sich dann zum ersten Mal analytisch mit der Problemstellung und der gegebenen Zieldefinition.

Wenn wir uns dann zum Austausch über die bisherigen Erkenntnisse zusammen setzen, hat sich bereits ein kleiner Team-Spirit gebildet. Die Team-Member beginnen langsam, sich intrinsisch für das Projekt zu motivieren.

In seltenen Fällen kann kaum jemand für die Ziele begeistern. Selbstverständlich ist es dann die Aufgabe des Innovations-Managers, neue Ziele mit dem Auftraggeber abzustimmen oder nötigenfalls das Projekt abzubrechen. Hier gilt wie gehabt: Projekte, für die sich keiner motivieren kann, gehören automatisiert oder verworfen!

Kreativphase

Creative tree

Im nächsten Schritt gilt es, das Team von der intrinsischen Motivation in den Flow zu bringen. Das benötigt etwas Zeit, aber entwickelt sich kontinuierlich. Das Team entscheidet die Auswahl der Umgebung, in der sich getroffen wird. In unregelmäßigen Abständen laufen wir aber auch wieder gemeinsam durch die Natur.

Wenn sich der Manager als agiler Coach versteht, entwickelt das Team selbstständig Struktur und Methodik, sich dem Ziel zu nähern. Meiner Erfahrung nach gilt: je freier das Team, desto kreativer die Ergebnisse. Obwohl ich oft verschiedene Kreativitätstechniken vorgestellt und angeboten habe, scheint es effektiver zu sein, dass sie das Team aus der Problemstellung eigenständig entwickelt.

Diese Phase findet iterativ statt, nach fest gelegten Zeiträumen bewerten wir die aktuellen Lösungsalternativen und erweitern oder verfeinern sie in der nächsten Runde. Wenn die Mehrheit keine neuen Alternativen mehr finden möchte, dann gehen wir in die Selektionsphase über.

Selektionsphase

In dieser Phase bedienen sich Teams gerne den gängigen Entscheidungswerkzeugen. Zur Strukturierung der Lösungen wird häufig der Entscheidungsbaum oder die Entscheidungs-Mindmap ausgewählt.

Sind genügend Alternativen herausgefallen, dann wird gerne die Entscheidungs-Matrix bemüht. Die letzten Lösungswege werden gegeneinander bewertet und mit Hilfe einer Sensitivitäts-Analyse verfestigt. Am Ende sollten ein oder zwei Lösungen herausgearbeitet sein, daraus werden dann Prototypen entwickelt.

Nach Fertigstellung der Vorprodukte werden sie wieder gegeneinander bewertet und dem Auftraggeber präsentiert.

Wenn ein geschätztes Team durch stimulierende Umgebungen in eine gute Stimmung versetzt wurde und sich für die Zielsetzung motivieren kann, entsteht genügend Kreativität sowohl zur Ideenfindung als auch zur Strukturierung und Bewertung ihrer Lösungsalternativen. Der Innovations-Manager hat die Aufgaben das Team zusammenzubringen, Probleme die den Prozess behindern aus dem Weg zu räumen und bei Team-Nachfrage Hilfestellung zu geben.

Verstehen für alle

Verstehen lernen für alle
Verstehen für alle

Stellen wir uns eine idealisierte Gesellschaft vor, in der nahezu alle erwachsenen Menschen ihre Lebenszeit autonom und eigenverantwortlich ausfüllen können. Sobald es das aktuelle Lebensgeschehen zulässt, beschäftigen sie sich mit motivierenden Aufgaben, die dem Wohle aller dienen.

Es gibt kaum Krankheiten, weil nur gesunde, nährstoffreiche Lebensmittel erzeugt und nachgefragt werden. Es gelangen keinerlei schadhafte Stoffe in die Umwelt, alle haben sauberes Wasser und atmen reine Luft. Menschen leben in komfortablen Domizilen aus biologischen Stoffen umgeben von Natur. Sie schaffen sich ein Heim in dem sie sich wohlfühlen.

Lärmbelästigungen z.B. durch Industrie und Transport sind auf ein Minimum reduziert, nächtliche Lichtquellen werden vermieden und Landwirtschaft wird in Symbiose zur Natur betrieben, deshalb haben sich die Bestände von Pflanzen, wilden Tieren und Insekten erholt.

Bürger gehen respektvoll, aufgeschlossen und vorurteilsfrei miteinander um, sie werden wertgeschätzt. Man sieht keine Probleme sondern nur Herausforderungen, die gemeinsam gelöst werden können.

Wie könnte sich eine Gesellschaft in diese Richtung entwickeln?

Voraussetzungen

Die Fertigkeiten und kognitiven Fähigkeiten von jedem Einzelnen sind das wichtigste Kapital jeder Gesellschaft. Das genannte Szenario ist abhängig von der Art, wie die Mitglieder einer Gesellschaft denken, wie sie komplizierte Zusammenhänge verstehen und bewerten können. Menschen, die verstehen, leben bewusster, gesünder, sind bereit mitzugestalten und lassen sich nicht leicht manipulieren.

Damit sich unsere kognitiven Fähigkeiten an den beschleunigten Wandel und die zunehmende Komplexität unseres Alltags anpassen können, wäre so etwas wie eine hoch individuelle, lebenslange Bildungsbegleitung notwendig.

Hier bietet sich eine moderne digitale Lösung an. Wenn so eine Anwendung sehr unterhaltsam gestaltet ist, macht es aufgrund ihrer spielerischen Form viel Spaß, sie regelmäßig zu benutzen. Das System darf nur belohnen, nicht bestrafen. Jeder kann unsere Welt in seinem eigenen Tempo erforschen und das zu Zeiten, die seinem persönlichen Lebensrhythmus entsprechen.

Die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Bereichen Lernpsychologie, Didaktik, Pädagogik, Soziologie, Neurologie und künstlicher Intelligenz werden schon längere Zeit in geldbringenden Systemen verarbeitet. Es wird immer wichtiger, sie konsequent und mutig in neue Bildungssysteme einfließen zu lassen. Weil wir alle davon profitieren sollten sie jedem zugänglich gemacht werden.

Beispiel: der Verstehens-Trainer

Aus digitalen Abenteuerspielen könnte eine mögliche Variante eines motivierenden technologischen Konzeptes abgeleitet werden.

WissenMan bewegt sich unter der Obhut eines persönlichen digitalen Begleiters mit Hilfe von Brillen der virtuellen oder erweiterten Realität (VR/AR) durch aufregende künstliche Welten. Durch Lösen von praktischen, alters- und leistungsgerechten Aufgaben innerhalb des Spieles dringt man in neue Bereiche vor und begeistert sich vielleicht auch für Neues. Wissen sammelt und vertieft man also ganz nebenbei.

Der digitale persönliche Coach gestaltet die zukünftigen Erlebniswelten und die Schwierigkeitsgrade angepasst an das Lernverhalten und die verstandenen Inhalte seines Schützlings.

Die angereicherten Kenntnisse könnten vielleicht als Qualifikation gesellschaftlich anerkannt werden.

Verstehen für alle

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von interessanten Lernspielen, die kostenpflichtig und deshalb auf Vermarktung ausgerichtet sind. Für die Vermittlung von speziellem Grundlagenwissen sind sie noch nicht geeignet.

Wenn das gesellschaftliche Ziel „gute Bildung für alle Bürger“ breite Zustimmung erfahren würde, könnten Ressourcen gebündelt werden.

Die Institution Schule würde mit zunehmender Unterstützung durch digitale individuelle Trainer eine völlig neue Bedeutung bekommen. Sie wäre ein Treffpunkt für Lernende aller Altersstufen. Es würden Einrichtungen wie Labore, Werk- oder Sportstätten zur Verfügung zu gestellt. Hier werden z.B. Arbeitsgemeinschaften, Sportveranstaltungen, philosophische Gesprächsrunden organisiert und durchgeführt. Es gäbe vielleicht zahlreiche ruhige Plätze, an die man sich mit seinem digitalen Coach zurückziehen kann.

Der Beruf des Lehrers würde deutlich abwechslungsreicher, aber auch anspruchsvoller. Er würde wieder einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft bekommen.

Schon heute setzen sich unzählige wissenschaftliche Institute, Vereine und Stiftungen für Bildungsförderung und Chancengleichheit ein. Wenn es gelänge alle Beteiligten für gemeinsame, konkrete technologische Umsetzungen zu gewinnen und die Kräfte zu bündeln, dann ließe sich in kleinen, realistischen Schritten ein kostenloser digitaler Wissenstrainer für alle bereitstellen.

Für unsere gemeinsame Zukunft wäre mehr öffentliche Wahrnehmung für so ein Vorhaben wünschenswert.

Führungskräfte schaden!

Team

Im Zusammenhang mit der Auslagerung eines Innovation-Labs gab es erneut die Diskussion, ob man nicht doch besser eine Leitungsfunktion für diese wichtige Projektgruppe etablieren sollte. Obwohl es mittlerweile üblich ist, das sich hoch qualifizierte, innovative Gruppen selbst organisieren, stellen sich intuitiv immer noch Zweifel ein.

Um zu verstehen, warum einzelne Führungspersonen eher dazu tendieren, Mitarbeitern und Unternehmen zu schaden, lohnt es sich den Blickwinkel auf uns Menschen zu erweitern.

Entscheidungen

Das Denken des Homo-Sapiens ist leider nicht so weise und vernünftig wie er es selbst gerne sieht. Davon können Psychologen zur Genüge berichten, die sich mit kognitiven Verzerrungen beschäftigen.

Die Spezies Mensch befindet sich mitten in der evolutionären Entwicklung ihres Gehirns, nicht am Ende. Es gab sogar Zeiten, da hatten wir ein größeres Hirnvolumen, doch heute müssen wir uns mit dem zufrieden geben, was uns unsere Vorfahren vererbt haben.

Wir werden zum größten Teil von unserem Unterbewusstsein gesteuert, bewerten Entscheidungsgrundlagen emotional verzerrt und haben keinen eigenen Willen. Es besteht lediglich die Möglichkeit die vom Unterbewusstsein erzeugten Gedanken zu kontrollieren oder zu steuern. Diese Fähigkeit korreliert jedoch mit dem Trainingszustand des Gehirns.

Mit so vielen Defiziten belastet, sind wir mehr schlecht als recht in der Lage unsere persönlichen Entscheidungen zu fällen. Aber auch hier versagen wir klärglich, wenn die Rahmenbedingungen zu komplex werden. Unser Unterbewusstsein ist jedoch sehr gut darin, schlechte Entscheidungen schön zu reden, deshalb bemerken wir nur selten unser Dilemma.

In der Gruppe stark

Unter bestimmten Umständen ist die Entscheidungsfähigkeit einer Gruppe deutlich besser als die von Einzelnen. Werfen wir einen Blick auf die Voraussetzungen, die ein Team benötigt, um gut zu funktionieren.

Seit Erscheinen der Selbstbestimmungstheorie wurde sie durch viele weitere Studien bestätigt. Menschen können hoch produktiv zusammenarbeiten wenn sie als Gruppe vollständig autonom handeln dürfen, eine hohe Kompetenz (Wissen, Fähigkeiten) besitzen und wertgeschätzt werden. Zusätzlich benötigen sie noch einen Zweck oder ein Ziel mit der Bereitschaft, es gerne zu verfolgen. Das nennt man intrinsisch motiviert, die Zutaten um in einen Flow zu kommen.

In vielen Unternehmen agieren Personen auf ähnlichem akademischen Level, lediglich die Fachrichtungen unterscheiden sich. Viele der heute benutzten Verfahren zur Rekrutierung von hoch qualifizierten Kräften haben sich als wenig nützlich erwiesen. Persönliche Interviews sind besonders schädlich, wie u.a. in Kahneman’s Buch „Thinking, fast and slow“ nachzulesen. Eine Auswahl wird häufig ungewollt durch Seilschaften oder einem Sympathiefaktor getroffen, nicht durch objektive Qualifikation (the B’s rules the A’s). Langjährige Erfahrung auf einem Gebiet blockiert innovatives Denken und kann aufgrund der kurzen Halbwertzeiten von Fachwissen eher ein Nachteil sein.

Einzelpersonen können sich nicht vollständig von ihren Eigeninteressen befreien und sind unbewusst Spielball ihrer persönlichen emotionalen Umstände. Ihre Entscheidungen leiden viel zu häufig unter Einseitigkeit, Kurzsichtigkeit und Egoismus. Gerade in Bezug auf Mitarbeiter oder Vorgesetzte sind sie selten unvoreingenommen. Sie übernehmen auch nicht wirklich Verantwortung, sonst müssten sie bei schuldhaftem Verhalten ihr verdientes Geld zurück zahlen. 

Dagegen werden in einer interdisziplinären Gruppe vor einem Konsens deutlich mehr Rahmenbedingungen durchleuchtet und persönliche Emotionen Emotionen sowie kognitive Verzerrungen weitestgehend kompensiert oder sogar neutralisiert. Eine besonders positive Rolle spielt dabei der Interessensausgleich durch unterschiedliche Gender, verschiedene Arten von Leistungsträgern (B’s equal to A’s) bzw. Erfahrungslevel oder andere Kulturen.

Menschen sind bei Gruppenentscheidungen grundsätzlich weniger egoistisch.  

Ideale Welt

Beautiful World

Stellen wir uns eine Welt vor, in der jeder Mensch über tiefe naturwissenschaftliche und technische Kenntnisse verfügt: von der genauen Funktionsweise der Proteinfabriken in biologischen Zellen über die Fähigkeit elektromagnetische Felder mit Hilfe der Quantenelektrodynamik zu berechnen bis hin zum Vorhersagen von Materialien des Periodensystems der Elemente nur aus der Masse einer Supernova sowie identifizieren der Komponenten eines Quantencomputers oder Entwickeln eines Reinforcement-Learning-Algorithmus für eine bestimmte Aufgabe.

Aufgrund der außergewöhnlichen Fitness seines Bewusstseins wird dieser Homo-Fictus in der Lage sein, seine Emotionen zu kontrollieren und seine biologisch gegebenen Denkschwächen durch eigenes Reflektieren und mit Hilfe von Werkzeugen zu kompensieren.

Diese Welt lebt in Einklang mit der Natur, sie ist frei von großen gesellschaftlichen Unterschieden und frei von aggressiven Auseinandersetzungen.

Diese Welt wird gänzlich ohne Führungskräfte auskommen!

 

Result Only-Fail Save Innovation

result only, fail safe

Im späten Sommer wurde ich in ein Online-Meeting zu einem von uns betreuten Innovation-Lab gerufen. Es wurde um die Moderation des Abschluss-Meetings nach einem der üblichen Innovations-Intervalle gebeten. Bei dem selbst organisierten Team war schon durch die höchst kreative „Hybrid Thinking“ (out oft he box) oder „Design_thinking“ Phase gekommen und beschäftigte sich jetzt mit konkreten Ansätzen zur Realisierung der entstandenen Entwürfe. Eine Ausführungsvariante steckte in scheinbar unüberwindbaren Details fest, wäre aber sehr vielversprechend, wenn sie funktionieren würde.

Für solche Fälle haben wir eine Vereinbarung: Besteht bisher keine klare Aussicht auf Realisierungsfähigkeit, darf das Team bei einem Konsens selbstständig noch einen zusätzlichen Sprint in diese Idee investieren. Gibt es danach immer noch keine klare Erfolgsaussicht und den Team-Wunsch, sie weiterzuverfolgen, dann wird ein externer Moderator hinzugezogen. Damit wollen wir Emotionen neutralisieren und verhindern, dass zulange in eine falsche Richtung investiert wird.

Jeder Weg ist ein Ergebnis

So eine Situation wird von uns als vorteilhaft angesehen, nicht als schwierig. Sie ist das Herzstück innovativen Denkens. Jeder Entwicklungsweg hat eine Menge Arbeit gekostet und die Beteiligten möchten ihn oft nicht aufgeben. Dort wo Emotionen entstehen ist auch Leidenschaft, das Wesen von Erneuerung.

Die Arbeitsweise in einem Innovation-Lab ist bei uns eine Weiterentwicklung der „Results Only Work Environment“ Methode. Sie bewertet ausschließlich bestimmte Arbeitsergebnisse. Jedes Team-Mitglied entscheidet eigenständig wie, wo oder wann es seine Arbeit ausführt. Es zählt nur das Resultat des Teams am Ende des festgelegten Zeit-Intervalls. Die Zielsetzung entwickeln wir für jedes Team individuell. Zur Beurteilung nutzten wir Kombinationen aus gängigen Techniken wie z.B. das „Key-Result“ aus der „Objectives and key results (OKR)“ Methode. Es geht darum, die Bewertung eines Weges höchst transparent und nach jederzeit reproduzierbaren Kriterien durchzuführen.

Es fällt leichter, wenn jeder Entwicklungsweg als sinnvolles Resultat betrachtet wird, unabhängig von der Realisierungsfähigkeit. Auch wenn etwas nicht weiterverfolgt wird, hat es einen zweckmäßigen Beitrag geleistet. Es ist ein bewerteter Schritt auf dem Weg zu neuen Ideen.

Sackgassen sind willkommen

Durch gezieltes Nachhalten aller Entwicklungszweige wird verhindert, dass ein wenig profitabler Pfad erneut eingeschlagen wird, auch nicht von einem anderen Team. Schon für den Wissensaufbau müssen alle Wege detailliert dokumentiert werden, unabhängig von deren späteren Erfolg. Hierfür benutzt das Team selbst zusammengestellte Werkzeuge wie z.B. ein „Wiki“ und/oder einen „Knowledge-Graph“.

Die detaillierte Dokumentation beschreibt die Leistungen, die in diesen Weg geflossen sind und sorgt somit für eine dauerhaft Wertschätzung. Das verleiht den Beteiligten eine gewisse Zufriedenheit. Das Bewusstsein, das auch Sackgassen willkommene Erkenntnisse sind, gehört zum wichtigen Aspekt der „psychologischen Sicherheit“ (siehe auch Selbstbestimmungstheorie).

Neutralisieren der Ergebnisse

Kommen wir zurück zu der Eingangs erwähnten Problemstellung. Ein problematischer Lösungsvorschlag stand vor seiner zweiten Verlängerung und benötigte den neutralen Blick einer unabhängigen Person. Für so ein Meeting wird eine Nutzwert-Analyse vorbereitet, in der neben dem zur Diskussion stehenden Pfad auch andere Lösungen nebeneinander bewertet werden.

Im Meeting selbst wird die Entscheidungsmatrix vorgestellt und die Gewichtungen begründet. Anschließend erfolgt gemeinsam eine Sensitivitätsanalyse mit Fokus auf die Stakeholder. Das bedeutet die Gewichtungen werden leicht in Richtung des Investitionsrisikos verschoben.

Sollte sich nach dieser Prozedur keine eindeutige Lösung ergeben, wird eine zusätzliche Methode zu Rate gezogen, z.B. der „Analytic Hierarchy Process“. Wenn sich danach noch keine klare Linie abzeichnet, zieht der Moderator die Brille der Stakeholder auf. Nur wenn aus dieser Sicht eine weiter Verlängerung gut begründbar und sinnvoll erscheint, wird nicht abgebrochen.

Im aktuellen Fall konnten wir uns aber schon nach der Sensitivitätsanalyse auf einen Abbruch einigen.

Erkenntnisse

Das Beispiel zeigt, dass auch bei einem selbst organisierten Team ein übergeordnetes Guiding in außergewöhnlichen Situationen durchaus sinnvoll sein kann. Um die Dynamik einer Gruppe optimal nutzen zu können sollten Strategien, Methoden und Metriken genau auf das Team abgestimmt werden.

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