Die wenigen Unternehmen, die schon zu Beginn dieses Jahrtausends den unüberhörbaren wissenschaftlichen Prognosen gefolgt sind und begonnen haben sich nachhaltig aufzustellen kommen heute problemlos durch Krisenzeiten und haben kaum Personalprobleme. Sie gelten als Pioniere sodass andere Firmen versuchen ihr Geschäftsmodell einfach zu kopieren. Sie haben festgestellt: wertebasiertes Handeln lohnt sich!
Wertebasiertes Handeln ist eine integrale, nachhaltige Denkweise, eine Geisteshaltung, die nur langsam etabliert werden kann. Sie lässt sich trainieren wie die Bewegungen in einer Choreografie. Zunächst wird unsere Wahrnehmung sensibilisiert anschließend werden entsprechende Handlungsabläufe eingeübt.
Auf Unternehmensebene reicht es nicht aus, nur die Innovationsteams wertebasiert auszustatten. Hier sollten alle Beteiligten mitgenommen werden. Das sind nicht nur Kunden, Geschäftspartner oder Investoren, sondern vor allem die gesamten Mitarbeiter, Medien, Politik oder indirekt betroffene Menschen. Anfangs wird es schwer fallen all diesen Gruppen Gehör zu verschaffen. Doch es ist notwendig, um frühzeitig Spannungsfelder zu erkennen und aufzulösen.
Warum lohnt es sich so zu handeln?
Die Beschleunigung von technologischem Wandel, ökologischen Katastrophen und daraus entstehenden politischen Konstellationen lässt selbst kurzfristige Vorhersagen sehr unsicher wirken. Gewinnmaximierung, Investor Interessen und unbändiges Wachstum haben unsere Welt zerstört und damit ihre Bedeutung als Unternehmensziele verwirkt.
Ein auf Langfristigkeit ausgelegtes Unternehmen (Name, Marke, Brand) sollte mit positiven Aspekten verbunden sein:
Die Produkte haben eine hohe Qualität, sie sind sicher, haben eine wesentlichen Nutzen für viele Menschen, Rohstoffe und Energie stammen aus fairen, ökologisch verträglichen Quellen. Menschen arbeiten nicht nur wegen der fairen Entlohnung gerne für diese Firma, sondern weil sie dort eine Stimme haben, frei arbeiten und bedeutende Werte für die Gesellschaft schaffen. (siehe „New Work„)
Das stabilisiert Geschäftsbeziehungen und bindet Kunden, weil sie dem Produzenten vertrauen können. Mitarbeiter sind stolz darauf für so eine Company tätig zu sein. Wertebasiertes Handeln lohnt sich!
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit ist erst erreicht, wenn die gesamte Komplexität von Produktion, Logistik, Absatz- und Finanzmärkten ökologisch, klimaneutral, ohne jegliche Abfälle mit gleichberechtigten Partnern funktioniert. So lange ist es ein Prozess, der dauerhaft optimiert werden muss. Man beginnt einfach bei den großen Baustellen und arbeitet sich durch bis zu den kleinsten Details.
Wie beginnt man wertebasiertes Handeln?
Zunächst sollte die Umstellung der Realisierungsreihenfolge entsprechend des „Golden Circle“ erfolgen („People don’t buy what you do. They buy why you do it.“ Simon Sinek). Die erste Frage bei der Definition der Unternehmensziele sollte sein „why“, warum wird etwas erstellt, welchen Wert hat es für andere? Erst dann folgt die Fragen nach „how“, wie wird es hergestellt, ist es ökologisch und nachhaltig? Erst zuletzt stellt sich die Frage „what“, was wird unter den vorherigen Gesichtspunkten produziert?
Mitarbeiter eines Unternehmens sind ein Füllhorn von richtungsweisenden Ideen. Nachdem eine wertebasierte Haltung vom Top-Management adressiert wurde, beginnen wir als Innovations-Consultants üblicherweise mit einer anonymisierten Mitarbeiterbefragung. Sie sollen ein Urteil über ihre Arbeit bezüglich sozialer Eingebundenheit, Autonomie und Zweckbestimmung abgeben. Wie motiviert sind sie? Wie bewerten sie die Produkte ihrer Firma hinsichtlich moralisch-ethischen Werten und Nachhaltigkeitskriterien? Wo sind die größten Verbesserungspotentiale (Low Hanging Fruits)?
Im nächsten Schritt wird ein anonymisiertes Forum (Intranet) für konstruktive Kritik geschaffen. Gleichzeitig müssen die ersten Umsetzungen aus der Befragung zeitnah sichtbar werden. Es geht um eine schrittweise Sensibilisierung aller Beteiligten und eine Erweiterung der Perspektive.
Sehr schwierig ist die weitläufige Übernahme von Verantwortung für das eigene Produkt. Nahrungsmittelproduzenten sind für die Krankheiten verantwortlich, die durch Zucker, ungesunde Fette, zu viel Salz, gesundheitsschädliche Emulgatoren etc. entstehen. Fahrzeughersteller sind für den Tod von Menschen in ihrem PKW mitverantwortlich. Ein Hersteller von Motorsägen ist mitverantwortlich für die Abholzung des Regenwaldes mit seinen Produkten.
Es gibt immer einen innovativen Weg, die Gefahren, die von einem Produkt ausgehen, stark zu reduzieren.
Hierzu eine Buchempfehlung „Business Model Design“ mit vielen praktischen Hinweisen zu wertebasiertem Management.
Wer noch nicht begonnen hat, sollte sich spätestens für das Jahr 2023 eine neue Lebenskultur vornehmen durch privates oder berufliches wertebasiertes Handeln. Welche Werte schafft das, was ich tue, welchen Schaden richte ich damit an?
Viel Erfolg!