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Schlagwort: selbstorganisierte Teams

Kreativitätsmethoden?

Pencil_team

In der Literatur findet man unzählige Kreativitätstechniken die als Heilsbringer zur Förderung von Innovationen beworben werden.

In den vergangenen Jahren habe ich den Einsatz dieser klassischen Methoden zurück gefahren, weil sich die Rahmenbedingungen von Innovations-Projekten verändert haben.

Man kann davon ausgehen, dass gute Ideen selten spontan entstehen, sondern sich erst entwickeln müssen. Damit Zielvorgaben schöpferisch oder gestalterisch erreicht werden können, ist eine Gruppe von offen denkenden Menschen mit Begabungen, Wissen und Fertigkeiten, idealerweise mit unterschiedlichen Spezialisierungen oder Fachgebieten, erforderlich.

In einem agilen Innovations-Team entsteht genügend Kreativität sowohl zur Ideenfindung als auch zur Strukturierung und Bewertung ihrer Lösungsalternativen.

Um die Wichtigkeit des Teams gegenüber den Kreativitätsmethoden aufzuzeigen, benutze ich eine sehr grobe Beschreibung des Innovations-Entstehungsprozess.

Teambildung

Hat man den Auswahlprozess der Mitarbeiter erfolgreich gemeistert gilt es intrinsische Motivation aufzubauen.

In meinem Projekt-Initiierungs-Workshop trifft das Team zum ersten Mal aufeinander. Bevor wir uns gegenseitig vorstellen wird kurz der Zielkorridor vorgestellt. Die Ziele sind natürlich vorher mit dem Auftraggeber abgestimmt und dokumentiert worden.

Anschließend begeben wir uns in die Natur und laufen ohne elektronische Geräte durch einen Park, Wald, an einem See entlang oder über Felder. Solange es sich gut unterhalten lässt, ist die Laufgeschwindigkeit angemessen. Zu langsames Laufen, Stehen oder Sitzen reduziert die Sauerstoffaufnahme. Geht man zu schnell, geht zu viel Energie für die Bewegung verloren (siehe Kahneman’s Anekdote über das Laufen über den Weinberg mit Twersky in „Think fast, think slow“). 

Jeder Teilnehmer bekommt die Aufgabe, sich die Namen der Anderen zu merken und etwas voneinander zu erfahren. Ein oder zwei Stunden wird auf diese Art unbeschwert über beliebige Themen miteinander diskutiert.

Im Anschluss daran teilen wir uns aufgrund der Tischsituation in einem Café oder Restaurant in kleine Gruppen auf. Die Diskussionen gehen bei einer Erfrischung oder Imbiss weiter.

Analyse

Nach einer Pause begeben wir uns wieder in das Meeting und bilden Gruppen, meist finden die Personen der Tische im Café wieder zusammen. Sie beschäftigen sich dann zum ersten Mal analytisch mit der Problemstellung und der gegebenen Zieldefinition.

Wenn wir uns dann zum Austausch über die bisherigen Erkenntnisse zusammen setzen, hat sich bereits ein kleiner Team-Spirit gebildet. Die Team-Member beginnen langsam, sich intrinsisch für das Projekt zu motivieren.

In seltenen Fällen kann kaum jemand für die Ziele begeistern. Selbstverständlich ist es dann die Aufgabe des Innovations-Managers, neue Ziele mit dem Auftraggeber abzustimmen oder nötigenfalls das Projekt abzubrechen. Hier gilt wie gehabt: Projekte, für die sich keiner motivieren kann, gehören automatisiert oder verworfen!

Kreativphase

Creative tree

Im nächsten Schritt gilt es, das Team von der intrinsischen Motivation in den Flow zu bringen. Das benötigt etwas Zeit, aber entwickelt sich kontinuierlich. Das Team entscheidet die Auswahl der Umgebung, in der sich getroffen wird. In unregelmäßigen Abständen laufen wir aber auch wieder gemeinsam durch die Natur.

Wenn sich der Manager als agiler Coach versteht, entwickelt das Team selbstständig Struktur und Methodik, sich dem Ziel zu nähern. Meiner Erfahrung nach gilt: je freier das Team, desto kreativer die Ergebnisse. Obwohl ich oft verschiedene Kreativitätstechniken vorgestellt und angeboten habe, scheint es effektiver zu sein, dass sie das Team aus der Problemstellung eigenständig entwickelt.

Diese Phase findet iterativ statt, nach fest gelegten Zeiträumen bewerten wir die aktuellen Lösungsalternativen und erweitern oder verfeinern sie in der nächsten Runde. Wenn die Mehrheit keine neuen Alternativen mehr finden möchte, dann gehen wir in die Selektionsphase über.

Selektionsphase

In dieser Phase bedienen sich Teams gerne den gängigen Entscheidungswerkzeugen. Zur Strukturierung der Lösungen wird häufig der Entscheidungsbaum oder die Entscheidungs-Mindmap ausgewählt.

Sind genügend Alternativen herausgefallen, dann wird gerne die Entscheidungs-Matrix bemüht. Die letzten Lösungswege werden gegeneinander bewertet und mit Hilfe einer Sensitivitäts-Analyse verfestigt. Am Ende sollten ein oder zwei Lösungen herausgearbeitet sein, daraus werden dann Prototypen entwickelt.

Nach Fertigstellung der Vorprodukte werden sie wieder gegeneinander bewertet und dem Auftraggeber präsentiert.

Wenn ein geschätztes Team durch stimulierende Umgebungen in eine gute Stimmung versetzt wurde und sich für die Zielsetzung motivieren kann, entsteht genügend Kreativität sowohl zur Ideenfindung als auch zur Strukturierung und Bewertung ihrer Lösungsalternativen. Der Innovations-Manager hat die Aufgaben das Team zusammenzubringen, Probleme die den Prozess behindern aus dem Weg zu räumen und bei Team-Nachfrage Hilfestellung zu geben.

Think Big Innovation

think big innovation

Weil sich die Voraussetzungen in der heutigen Zeit grundlegend geändert haben, ist es besonders einfach, Innovationen zu kreieren. Es soll hier nicht auf den gesamten Design Thinking Prozess eingegangen werden, sondern nur auf den wichtigen Aspekt des „Scope“. Damit ist der Umfang der Überlegungen gemeint, die für eine zeitgemäße Innovation durchdacht werden sollten.

Gehen wir von einem idealen Team aus, werden zunächst bei den Team Mitgliedern die Beobachtungsgabe geschärft und die Wahrnehmungsfähigkeit erweitert. Wir leben in einer Zeit der erhöhten Sensibilität bezüglich unserer Lebensumgebung. Jedes neue Produkt sollte extrem umweltfreundlich sein und einen zeitgemäßen Nutzen für den Menschen abbilden.

Problembereich

Die Analyse des Problembereiches ist sowohl aus der Vogelperspektive als auch bis ins kleinste Detail notwendig. Das zu entwickelnde Produkt sollte zunächst nur als Anforderungen definiert werden. War der Bedarf schon vor zehn Jahren vorhanden und ist vielleicht auch noch in zehn Jahren interessant, dann lohnt es sich weiterzumachen. Keine Zeit verschwenden mit „nice to have“ Produkten.

Kann das Ergebnis ein menschliches Grundbedürfnis befriedigen wie z.B. Essen, Gesundheit, Sicherheit, Wohnen, Freunde, Kommunikation, Lernen?

Kann das Produkt mit einem vertretbaren Aufwand CO2 neutral und mit erneuerbaren Energien hergestellt werden? Wie wird es am Ende der Nutzungszeit zurückgegeben und wiederverwendet? Kann man es frei von jeder Art von toxischen Stoffen herstellen oder wie kann man schwer recyclebare Materialien wie z.B.  Kunststoffverbundstoffe vermeiden?

Erst wenn solche und ähnliche Fragestellungen zufriedenstellend beantwortet sind, werden reale oder potentielle Kunden mit in die Problemsuche eingebunden, um möglichst keine Anforderung zu vergessen.

Neutralisieren

Auch bei gut gemischten, interdisziplinären Teams sind die Beteiligten Personen gerade bei der Problem Analyse starken kognitiven Verzerrungen ausgesetzt. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens mentale Karten als Modell der Realität in seinem Gehirn gespeichert. Sie sind jedoch stark emotional verzerrt und dadurch individuell unterschiedlich gewichtet. Daher betrachtet jedes Individuum dieselbe Sache aus einem leicht anderen Blickwinkel. Genau das ist aber auch die Stärke bei kreativen Tätigkeiten, denn die späteren Abnehmer haben ebenfalls abweichende Sichtweisen.

Zur Neutralisierung einer Vorstellung und Erweiterung des Blickwinkels der gesamten Gruppe eignet sich der Perspektivwechsel. Jeder Einzelne versucht sein Sicht in Bezug auf das Problem so eindringlich zu schildern, dass sich jeder andere im Team genau in ihre oder seine Lage versetzen kann. Am Ende verfügt jedes einzelne Mitglied über eine deutlich bessere Beurteilungsfähigkeit und öffnet so seinen eigenen Horizont.

Innovation

Lösungsraum

Es mag sein, dass es aus Wettbewerbsgründen nicht sinnvoll ist, ein absolut perfektes Produkt zu entwickeln. Doch es empfiehlt sich bei den ersten Überlegungen davon auszugehen und das maximale Ziel anzustreben. Wer sich mit reduzierten Visionen zufrieden gibt, bekommt reduzierte Lösungen. Sollten sich dann später bei der Detailumsetzung technologische Umstände ergeben, die eine Abschwächung der ursprünglichen Vorstellung erforderlich machen, ist das immer noch früh genug.

In einem selbst organisierten, interdisziplinären Team werden unzählige Wege zu einem möglichen Ziel ausgelotet, um sie dann in einem Wettbewerb gegeneinander antreten zu lassen. Mit Hilfe einer Bewertungsmatrix ergeben sich zwei bis drei Gewinner. Sie sollten sich von der erreichten Punktzahl deutlich von den anderen Kandidaten abgrenzen. Von ihnen werden dann Prototypen entwickelt und zusammen mit Kunden bewerten und verfeinert. Nach einer erneuten Bewertung wird die beste Variante zu einem Vorserien Produkt weiterentwickelt. Die Arbeit des Innovationsteam ist damit für dieses zugrunde liegende Problem beendet.

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